Heinz Otto

ist bereits seit über einem Vierteljahrhundert aktives Mitglied bei den Kakteenfreunden Münster. Er wohnt in einem abseits gelegenen Haus in der münsterländischen Bauernschaft, wo er dank des Vermieters sein großes Gewächshaus der Fa. Voss im angrenzenden Garten aufstellen durfte.

Heinz, wie und wann begann Dein Interesse für Kakteen ?
Ich bin als Kind aufgewachsen in der ehemaligen DDR, wo das Interesse an diesen exotischen Gewächsen zwar groß, der Zugang zu diesen Pflanzen aber nicht so einfach war. Es gab eine ganze Reihe von Liebhabern, die ihre Kakteen selber aus Ablegern gezogen hatten und sie nun in der hellen Jahreszeit draußen hielten, sei es im Vorgarten auf dem Balkon oder  auf der Außenfensterbank. Bei denen muss ich mich heute noch entschuldigen, weil ich hier und da heimlich mal einen kleinen Ableger mitgenommen habe, um ihn selber weiter zu ziehen. In der Ausbildungszeit als Schlosserlehrling konnte ich mir von meinem Gehalt dann sogar einige Pflanzen leisten, die in Blumengeschäften feilgeboten wurden. Das Substrat wurde natürlich – wie von allen Kakteenliebhabern – selbst gemischt aus Flusssand, Maulwurferde, Kies und Blumenerde.

Schön, dass deine Eltern dein Hobby duldeten, aber du bist ja auch der Kindheit und dem Jugendanfang irgendwann entwachsen. Gab es da keinen Zeitmangel ? Lehre, Hobby und …
Ja klar, die Sturm- und Drangzeit ließ einen vieles vergessen und u.a. die Kakteen spielten nur noch eine untergeordnete Rolle, gab es doch im Bereich der Zweibeinigen viel Neues zu entdecken und es folgte eine schöne Zeit der Partnerschaft. Im Alter von ca. 28 Jahren erwachte das Hobby dann aufs neue und schnell füllten sich die Fensterbänke mit Kakteen. Die theoretische Beschäftigung wurde – wie bei sehr vielen – durch die Bücher von Walter Haage aus Erfurt möglich. Im Weiteren folgte dann das Pachten eines Schrebergartens, der dem typischen Problem dieses Hobbies, dem Platzmangel, durch ein Folienhaus Abhilfe schuf.

Konntest du denn deine ganzen Pflanzen in dem Folienhaus überwintern ?
Obwohl ich ja in einer großen Stadt wohnte, waren die Temperaturen im Winter trotzdem viel zu niedrig. Also hieß es, zweimal im Jahr einen Großtransport der Pflanzen zwischen Sommerfolienhaus und dem Überwinterungsdachboden im 4. Stock zu organisieren. Aber was nimmt man nicht alles für sein Hobby auf sich. Mit der politischen kam auch eine persönliche Wende für mich und ich bin nach Cochem umgezogen, wo ich meine Pflanzen glücklicherweise bei einem Freund auf dem Balkon unterbringen konnte. Nach einer Zeit der Neuorientierung im Westen habe ich dann 93 eine neue Stelle gefunden und bin in mein jetziges Zuhause in Sendenhorst umgezogen.
Gleichzeitig habe ich begonnen, mein Sammelgebiet auf Mammillarien zu konzentrieren, denen ich seitdem bis heute treu geblieben bin.

Da bist du ja immerhin im Münsterland gelandet, aber wie bist du zu uns, den Kakteenfreunden Münster gestoßen ?
Der damals nicht allzu entfernt wohnende Peter Ressel (Anm.: ein inzwischen leider verstorbenes Mitglied der Kakteenfreunde Münster), der auch Pflanzen verkaufte und schon früh Kontakt mit der Zentralen Arbeitsgemeinschaft ZAG der DDR hatte, hat mich in die Gruppe eingebracht. Durch den damaligen Vorsitzenden Horst Berk (Anm.: der leider ebenfalls inzwischen verstorben ist) wurde die Leidenschaft für die Mammillarien natürlich zusätzlich angeheizt, gab er doch dem direkten, persönlichen Kontakt mit dem AfM (Arbeitskreis für Mammillarienfreunde), der sich 1990 mit der ZAG vereint hatte, noch eine Extraportion Schub.

Schön, dass du uns und den Mammillarien über all die Jahre treu geblieben bist. Es ist schon eine besondere und interessante Vita, die du hier geschildert hast. Wie sehen denn deine Zukunftspläne aus ? Dein Ruhestand lässt dir jetzt ja mehr Zeit für deine Kakteenleidenschaft.
Als Nächstes steht eine Jubiläumsreise zu meinem runden Geburtstag an. Es geht – klar – endlich wieder mal nach Mexiko, in die Heimat der Mammillarien. Es ist immer wieder spannend, neue Vorkommen zu finden, zu sehen wie sich Standorte entwickeln, auch wenn leider etliche inzwischen durch Bau- und Rodungsmaßnahmen verschwunden sind.

Lieber Heinz, vielen Dank für die Zeit, die wir bei dir und deinen Kakteen verbringen durften. Wir wünschen dir viel Freude an deiner nächsten Erkundungsreise nach Mexiko und mögest du wieder ein Stückchen Glück von dort mitbringen. Das ist dir ja schon oft gelungen, wie die zahlreichen Hufeisen in deinem Gewächshaus bezeugen.

Alles Gute !

Kontaktotto(at)kakteenfreunde-muenster.de

Wer die Mammillariensammlung von Heinz Otto einmal besichtigen möchte, kann gerne Kontakt über die obige Email-Adresse aufnehmen.

Man braucht nicht unbedingt ein Gewächshaus …

… um Freude an den vielgestaltigen Dornengesellen zu haben.
Unser Mitglied Vera Beckmann verbindet mit einem Kaktus eine ganz persönliche, erzählenswerte Geschichte:

Meine Mammillaria elongata
Kakteen haben mich schon in meiner Kindheit fasziniert und gehörten stets fest zu meiner Fensterbank dazu. Diese Mammillaria hat aber sicherlich maßgeblich dazu beigetragen, dass meine Kakteenliebe vor 10 Jahren so richtig Fahrt aufnahm:
Eine liebe Freundin brachte eines Abends im Sommer 2010 neben einem guten Wein auch einen winzigen, fast vertrockneten Kaktus mit, der ihr unter dem Namen „Kaktus Mini Mix mit Sombrero-Hut“ in einem Geschäft geschenkt worden war. Der kleine Kaktus sah mich aus seinen aufgeklebten Wackelaugen traurig an und wir tauften ihn – während wir den Wein genossen – noch an diesem Abend auf den Namen „Fridolin Gonzalez“ (nicht alle meine Pflanzen haben eigene Namen!).
Am nächsten Tag habe ich Fridolin einer „OP“ unterzogen, in der ich seine fest aufgeklebten Augen und den Sombrero-Hut entfernte. So konnte er ja nicht bleiben. Bedauerlicherweise blieben trotz aller Vorsicht einige Dornen im Klebstoff hängen und ich hoffte inständig, dass er sich trotz der kleinen Wunden erholt. Das tat Fridolin – und er wuchs und wuchs.

sdr


Mittlerweile ist Fridolin gute 15 cm hoch, 18 cm breit und einer der Stars zwischen meinen Pflanzen. Er hat in alle Richtungen „Ärmchen“ ausgebildet und erfreut mich mit seinen rötlichen Dornen im Sonnenlicht. Wenn er jedes Jahr im März seine zahlreichen weißen Blüten zeigt, weiß ich, dass der Frühling da ist!

Herzlichen Dank für diese schöne Geschichte !